Es ist dunkel am 16. Juni 2025 im voll besetzen Foyer des GYMNOs, schauerliche Musik erklingt, zwischen den Reihen des Zuschauerraums bewegen sich unheilvoll schattengleiche Gestalten. Mensch oder Tier? Das ist nicht gleich zu erkennen…
Die Nacht bricht an, der Vollmond steht über einem kleinen Dorf im Düsterwald.
Hier strandet unvermittelt eine Gruppe Stadt-Kids. Gerade waren sie noch auf einer Geburtstagsparty und haben das allseits beliebte Spiel „Werwolf“ gespielt. Hierbei werden die Spieler per Spielkarte zufällig zu Werwölfen und Dorfbewohnern (und es gibt auch noch eine Hexe, einen Amor und ein Blinzelmädchen); die einen wählen sich nachts, wenn alle schlafen, Opfer aus und töten diese, die anderen müssen herausfinden, wer die Werwölfe sind und verurteilen diese dann zur Todesstrafe. Am Ende gewinnen entweder die Werwölfe oder die Dorfbewohner.
Die Partycrew ist also eben noch mittendrin in dem Spiel, standesgemäß mit einer kostbaren Sammler-Edition aus Transsylvanien, und jetzt finden sie sich plötzlich im Düsterwald wieder, nahe des kleinen Dorfes.
Dieses ist ein gesellschaftlicher Mikrokosmos, typische Vertreter einer Dorfgemeinschaft präsentieren sich: die junge Frau auf der Suche nach der großen Liebe – wie aus einem Arztroman –, eine willensstarke Bürgermeisterin samt Assistenten, einen Jäger, einen Verschwörungstheoretiker, einen Muskelprotz, die Esoterikerin, den Öko-Aktivisten…
Es gibt ein starkes Gefühl von Zusammenhalt, „Wir Düsterwäldler eben“. Der Sturm der Nacht hat die Vorbereitungen für die geplante Kerb weit zurückgeworfen – und plötzlich sind sie da: die Fremden.
Und es beginnt eine unheilvolle Zeit, mysteriöse Todesfälle häufen sich auf Seiten der Städter und der Dorfbewohner, der Kampf zwischen Fremden und Vertrauten bricht aus, niemand weiß mehr, wem er trauen kann. Dabei knüpfen sich zarte Bande zwischen den Lagern, einige flüchten sich in bewusstseinserweiternde Drogen, andere in Stammtisch-Gefasel, es gibt also unterschiedlichste Kompensationsmuster, um mit dieser bedrohlichen Situation umzugehen.
Nachts tanzen die Werwölfe durchs Dorf und dann wird wieder ein Toter gefunden.
Morgens dann die große Frage: Wer ist wer? Wer ist unschuldig, wer nicht? Nicht immer trifft das Todesurteil einen echten Werwolf, letztendlich bleibt einer übrig.
Das Publikum ist nun gefordert bei diesem zur Realität gewordenen Spiel, wird es zur endgültigen Vernichtung des Dorfes kommen oder werden die Werwölfe besiegt?
Bei einem großen Abschlussplädoyer kommen auch Werwolf-Opfer zu Wort, kurzzeitig aus dem Todesschlaf auferstanden.
Es kommt zur Abstimmung…
... und das Publikum wählt richtig, der letzte Werwolf wird ausgelöscht, das Dorf ist gerettet, auch wenn trotz der gemeinsam erlebten Katastrophe keine Kommunikation mehr zwischen den zerstrittenen Lagern stattfindet – leider wohl auch ein Abbild unserer heutigen Gesellschaft.
Mit großer Spielfreude, vielen altersgemäßen Ausdrücken und offensichtlich etlichen Jahrgangs-Insidern, zumindest gemessen an den Reaktionen des Publikums, präsentierte sich der DS-Kurs der Jahrgangsstufe 12.
Am Ende gab es noch ein großes Dankeschön an die Licht- und Ton-AG unter der Leitung von Frau Weber, an die Schulgemeinschaft, an den derzeitigen 11er DS-Kurs für‘s Catering und natürlich und ganz besonders an Herrn Bayer, der mit seinem Kurs mit viel Engagement und Zeitaufwand einen vielfältigen, unterhaltsamen und sehr gelungenen Abend präsentierte.
Das Publikum dankte mit wohlverdientem kräftigen und langanhaltenden Applaus.
Text: Denise Pöppler
Fotos: Stefanie Kiehn