Wenn es nach den Schülerinnen und Schülern am Gymno ginge, würden in der nächsten Legislaturperiode nur noch vier Parteien im deutschen Bundestag vertreten sein – und diese wären auch noch fast gleich stark: Zwischen dem Wahlgewinner, der SPD, und der viertplatzierten Partei, Bündnis 90/Die Grünen, liegen gerade einmal 1,4 % bzw. 4 Stimmen.
FDP, AfD und BSW scheitern dagegen an der 5%-Hürde. Das Direktmandat für den Wahlkreis Mainz-Bingen holt sich mit deutlichen Vorsprung Daniel Baldy von der SPD.
Während Politiker aller Parteien in den Medien und auf den Marktplätzen des Landes noch um Stimmen in diesem kurzen, aber intensiven Winterwahlkampf warben, durften knapp 300 Schülerinnen und Schüler unseres Gymnasiums bereits drei Tage vor der Bundestagswahl im Rahmen des Projektes „Juniorwahl“ ihre Stimmen abgeben.
Die „Juniorwahl“ ist eines der größten Projekte zur politischen Bildung an Schulen und findet seit 1999 regelmäßig parallel zu Landtags-, Bundestags- und Europawahlen statt. Ziel des Projektes, an dem parallel zur diesjährigen Bundestagswahl 7210 Schulen und über zwei Millionen Jugendliche teilgenommen haben, ist das „Üben und Erlernen von Demokratie“. Dies geschieht bei der Juniorwahl auf zwei Ebenen: Zum einen durch die gezielte Vorbereitung im Unterricht, zum anderen durch die eigenständige Durchführung der Wahlen.
Die theoretischen Grundlagen rund um die Themen Parteien, Wahlen und Wahlkampf wurden den Schülerinnen und Schülern im Vorfeld der Juniorwahl im Sozialkundeunterricht vermittelt. Der praktische Teil des Projektes, die Vorbereitung und Durchführung des Wahlaktes, musste von den Schülern selbst organisiert werden. So mussten in jedem der 14 teilnehmenden Klassen und Kurse der Jahrgangsstufen 10 und 11 Wahlhelfer bestimmt werden, die – wie bei den richtigen Wahlen – Wählerverzeichnisse anlegten und Wahlbenachrichtigungen an ihre Mitschüler ausgaben. Den korrekten Ablauf der Wahlen überwachte dann an den beiden Wahltagen der Wahlvorstand, bestehend aus Herrn Brug und den Schülerinnen und Schülern des Sozialkunde-Leistungskurses 12SK1.
Der Wahlvorstand hatte die Aufgabe, die Wahlbenachrichtigungen und die Personalausweise zu kontrollieren und mit den Angaben der Wählerverzeichnisse abzugleichen. Stimmten die Angaben, bekamen die Schüler ihren Stimmzettel und durften in den Wahlkabinen ihre freie und geheime Wahl treffen.
Mit Ausnahme der konservativen CDU (21 %), die insgesamt auf dem dritten Platz landete, konnten sich bei der Juniorwahl am Gymno ganz überwiegend Parteien aus dem linken Spektrum vorne platzieren: neben der bereits erwähnten SPD (22,1%) waren dies Die Linke (21,4%), Bündnis 90/Die Grünen (20,7%), und die gesamteuropäische Kleinpartei Volt (3,9%). Für die FDP (4,7%), die AfD (2,5%) und das neugegründete Bündnis Sarah Wagenknecht (1,1%) reichte es nicht für den Einzug ins Parlament. Eine Regierungsbildung wäre unter diesen Umständen sicherlich deutlich einfacher zu bewerkstelligen, als dies bei den richtigen Bundestagswahlen zu erwarten ist.
Auch wenn gelegentlich Wahlbenachrichtigungen oder Ausweise vergessen wurden, oder – wie bei den richtigen Wahlen – sich Warteschlangen vor den Wahlkabinen bildeten, waren Wahlvorstand, Wahlhelfer und die teilnehmenden Schüler mit viel Engagement bei der Sache. Das übergeordnete Ziel, der allgemeinen „Politikmüdigkeit“ bei Jugendlichen entgegenzuwirken, scheint angesichts der Wahlbeteiligung von 77,2% - trotz Grippewelle - erreicht worden zu sein.
Das bundesweite Ergebnis der Juniorwahl zur Bundestagswahl 2025 ist unter folgendem Link zu finden: https://www.juniorwahl.de/bundestagswahl.
Text, Fotos & Grafiken: Mathias Brug